Peter Mehrer

Stark mit Spezialisten – Interview

„Wir haben uns stark spezialisiert“
Der Erfolg von Staudigl-Druck aus Donauwörth liegt in der Produktion von Kalendern und Plakaten begründet. Das Unternehmen hat jahrzehntelange Erfahrung damit. Die Qualität wird durch mehrere Zertifizierungen garantiert. Derzeit erschließt Staudigl ein neues Geschäftsfeld. Sandra Küchler sprach mit Geschäftsführer Peter Mehrer.

Welche Dienstleistungen umfasst Ihr Angebot derzeit genau?

Unsere Dienstleistungen gruppieren sich gegenwärtig in drei Blöcke. Der erste, ganz wesentliche, ist der Datenservice. Wir bieten unserer Kundschaft  umfangreiche Dienstleistungen und Services, die nicht nur auf die Prüfung der Daten vor dem Druck begrenzt sind.

Wir verwalten die Daten und können sie für verschiedene Ausgabeeinheiten umsetzen: für unterschiedliche Drucksysteme und Druckverfahren, aber auch für digitale Medien wie das Internet. Der Datenservice wird ergänzt durch Web Services, die vor allem im Geschäftsfeld Kalender gefragt sind. Hier haben wir einen Webshop im Angebot. Die Kundinnen und Kunden können so ihr Kalendersortiment auch im Internet vermarkten und nicht nur in den traditionellen Medien. Ein Spezialgebiet unserer Datenservices sind Werbeeindrucke, dafür erbringen wir auch Kreativleistungen und begleiten bis hin zur Druckfreigabe. Unsere Zielsetzung ist es, für die Kundschaft das komplette Datenmanagement im Haus zu haben, egal, ob es um den Offset-, den Digitaldruck oder das Internet geht. In diesem Bereich arbeiten bei uns in einer eigenen Abteilung rund 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Der zweite große Block ist die Produktion im Offsetdruck, Digitaldruck und der Weiterverarbeitung. Wir stellen bei uns das komplette Druckprodukt her.
Der dritte Block, der immer wichtiger wird, ist die Kontraktlogistik. Wir lagern im Auftrag der Kunden Fertigware ein, kommissionieren und versenden sie. Dabei gab es in den letzten zehn Jahren einen starken Wandel: Früher haben wir die Drucksachen in erster Linie auf Paletten ausgeliefert. Mittlerweile versenden wir zu 80 Prozent mit Paketdiensten an Einzeladressen. Das war eine große Herausforderung, die wir gemeistert haben.

Sie haben sich speziell auf die Geschäftsfelder Kalender und Plakate konzentriert. Wie kam es dazu?

Die Gründe lassen sich heute nicht mehr konkret nachvollziehen. Wir haben den Betrieb 1999 bereits mit der Spezialisierung auf diese Geschäftsfelder von den Firmengründern Helmuth und Johannes Staudigl übernommen. Damals bestand das Unternehmen schon seit zwanzig Jahren. Alle Investitionen zielen weiterhin in diese Bereiche. Für Kalender und Plakate können wir dadurch ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis und eine hohe Qualität bieten.

Gibt es in diesen Segmenten noch weitere Wachstumschancen?

Man kann sie weiter optimieren und ausbauen. Unser hauptsächliches Ziel ist es derzeit aber, ein neues Geschäftsfeld aufzubauen, die Werbetechnik. Das bietet sich an, weil wir durch Plakate und Außenwerbung hier schon sehr nah beim Kunden sind. In diesem Bereich wird auch der Digitaldruck stark eingesetzt.

Sie drucken seit 32 Jahren im Offsetdruck, 2005 wurde ein eigenes Werk für den digitalen Großformatdruck eröffnet. Welche Rollen spielen diese Druckverfahren in Ihrem Angebot? Ergänzen oder überschneiden sie sich?

Die grundsätzliche Tendenz ist es, dass die Kunden dazu übergehen, ganze Sortimente zu kaufen. Eine Werbekampagne kann zum Beispiel mehrere Plakate in unterschiedlichen Formaten umfassen, deren Auflage sich unterscheidet. Wir bieten den Kunden an, dass sie die Werbekampagne unabhängig von der Auflage mit uns umsetzen können. Wir entscheiden dann im Haus, welches Druckverfahren für das beste Preis-Leistungsverhältnis eingesetzt wird. Wichtig ist, dass die Kunden eine Kampagne aus einem Guss, mit einem einheitlichen Farbeindruck, erhalten.

Sie haben im April dieses Jahres die deutschlandweit erste Zertifizierung nach dem Prozessstandard Digitaldruck im Großformatdruck erreicht. Was waren die Gründe für die Zertifizierung?

Es musste sichergestellt werden, dass dem Kunden unabhängig vom Druckverfahren ein Produkt geliefert wird, bei dem der visuelle Farbeindruck identisch ist. Ein weiterer Grund war, dass wir den visuellen Farbeindruck auf unterschiedlichen Materialien garantieren wollten, sei es Papier, Folie oder auch selbstklebendes Material. Gerade im Digitaldruck gibt es dabei ja deutlich mehr Möglichkeiten als im Offsetdruck.

Die Zertifizierung wird von der Fogra angeboten. Wie lief die Zertifizierung ab, welche Schritte haben Sie durchlaufen?

Wir hatten zunächst einen Beratungstermin mit der Fogra. Während dieses Termins wurde eine Aufgabenstellung erarbeitet, die anschließend bei uns in der Technik umgesetzt wurde. Dann fand der Zertifizierungs-Audit statt. Die Messdaten werden beim Prozessstandard Digitaldruck übrigens monatlich durch die Fogra überprüft und nicht wie beim Prozessstandard Offsetdruck nur alle zwei Jahre. Wir schicken dazu jeden Monat die Messdaten von den zertifizierten Geräten an die Fogra.

Sie haben alle Prüfungen mit Bestnoten bestanden. Sind Sie zufrieden mit den Resultaten?

Ja natürlich, wir sind sehr zufrieden damit. Es war ein weiterer Meilenstein in Hinblick auf Verbesserung und Rationalisierung in unserem Betrieb. Die Stabilität in der Produktion ist deutlich gestiegen. Trotz der Rationalisierung und kürzerer Produktionszeiten darf schließlich die Qualität nicht leiden, sie muss im Gegenteil verfestigt werden.

Mit welcher Geschäftsentwicklung rechnen Sie im Lauf der nächsten zwölf Monate?

Wir verspüren aufgrund der Wirtschaftskrise durchaus auch einen gewissen Druck am Markt. Die Kunden disponieren vorsichtiger. Wir rechnen aber nicht mit einem Rückgang, schlimmstenfalls mit einer Stagnation. Momentan können wir einen Zuwachs von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Für nächstes Jahr bin ich allerdings eher skeptisch mit einem Zuwachs im gleichen Maß.

Haben Sie in jüngster Zeit weitere Projekte und Investitionen umgesetzt? Und was planen Sie für die Zukunft?

Für das Geschäftsfeld Werbetechnik war es notwendig, in ein neues Drucksystem zu investieren. So können wir jetzt auch ein Stoffdruckverfahren anbieten, das mit umweltfreundlichen, wasserbasierten Tinten im Thermo-Sublimations- Verfahren arbeitet. Es eignet sich vor allem für Textilmaterialien, die im Indoor-Bereich eingesetzt werden.
Außerdem wollen wir eine eigene Produktentwicklung speziell für die Werbetechnik aufbauen.

Bei Kalendern und Plakaten liegt die Entwicklung in erster Linie beim Kunden, in diesem Bereich erbringen wir meist reine Service-Tätigkeiten.
Bei der Werbetechnik kommt es aber darauf an, dass wir eine kompetente Beratung leisten können, beispielsweise zu den verschiedenen Druckverfahren. Die Agenturen können so technische Informationen, was die Druckdaten betrifft, und eine umfassende Beratung von uns erhalten. Daher wollen wir die Abteilung Produktentwicklung etablieren: Damit wir auch die nötige Vorarbeit liefern können.

Quelle: DRUCK & MEDIEN – Oktober 2012